Die Schale ist ein wichtiger Bestandteil des Bonsai. Ihre Bedeutung und ihr Anteil an der Wirkung des Gesamtbilds ist nicht zu unterschätzen. Die Schale muss eine Reihe wichtiger praktischer und ästhetischer Anforderungen erfüllen.

Bonsaischalen gibt es in den verschiedensten Qualitäten, Formen, Farben, Größen, Strukturen, glasiert und unglasiert.

 

 

Peter Krebs

„Millennium“-Schale von Peter Krebs.

 

Die Bonsaischale muss frostfest sein, denn sie muss gegebenenfalls gemeinsam mit dem Bonsai auch kalte Winter aushalten

 

larch bonsai tree in its pot

Ein Lärchenbonsai in ihrer Schale von Erwin Grzesinski im Winter.

 

Unverzichtbar sind Wasserabzugslöcher, die das Entstehen tödlicher Staunässe verhindern. Nützlich sind oft auch zusätzliche kleine Löcher im Schalenboden, die der sicheren Befestigung des Baumes in der Schale dienen.

Bottom of a bonsai pot with large drainage holes

Boden einer Bonsaischale mit großen Abzugslöchern und kleineren Befestigungslöchern.

 

Billigste asiatische Bonsaischalen haben oft plumpe Formen und unschöne Glasuren. Die Frostbeständigkeit ist nicht immer gegeben. Manche Billigschalen sind deformiert und stehen dadurch wackelig, viele haben einen unebenen Boden oder Grate um die Wasserabzugslöcher herum, die das Ablaufen des überschüssigen Gießwassers behindern.

Cheap Asian pot

Billige asiatische Schale.

 

Aus Japan, China und Korea gibt es Schalen in mittlerer Qualität, die für den Anfang und für weniger wertvolle Bäume ausreichend sind. Sie sind meist schlicht, sowohl von der Form als auch von der Farbe her, und meist recht zuverlässig frostbeständig.

Asian pot of middle quality.

Asiatische Schale mittlerer Qualität.

 

Im oberen Preissegment gibt es „handgefertigte“ Schalen z.B. aus dem berühmten japanischen Töpferdorf Tokoname. Diese Schalen werden zwar in Handarbeit, aber in vorgefertigten Gipsformen hergestellt. Sie sind schön, hochwertig, und in großer Vielfalt zu bekommen. Diese Schalen werden in Japan wie auch in Europa sehr oft für ausstellungsreife, wertvolle Bonsai benutzt.

Tokoname bonsai pot Japan

Tokoname-Schale.

 

In Japan werden alte und antike Bonsaischalen besonders geschätzt, die durch langen Gebrauch eine schöne Patina bekommen haben. Antike chinesische Schalen, die 150 Jahre und älter sind, sind extrem teuer und sehr schwer zu bekommen.

Juniper bonsai

Wacholderbonsai auf der Noelanders Trophy 2013 in einer alten Bonsaischale mit schöner Patina.

 

Immer größere Verbreitung finden inzwischen individuell hergestellte, im besten Sinn des Wortes handgetöpferte Bonsaischalen, die auch in der westlichen Welt von talentierten Töpfern hergestellt werden. Oft werden die Schalen nach Wunsch und Maß für einen bestimmten Baum hergestellt.

Trident maple in a custom-made pot by Horst Heinzlreiter.

Dreispitzahorn in einer speziell angefertigten Schale von Horst Heinzlreiter.

 

Die Preise für diese individuellen Kunstwerke sind dann auch entsprechend hoch und hängen stark vom Herstellungsaufwand ab. Je mehr Details, Kanten, Schnörkel, Bänder, Rahmen etc. geformt werden müssen, desto größer der Aufwand und desto höher gestaltet sich der Preis. Auch sehr aufwändige Glasuren schlagen sich im Preis nieder.

Decorated pot by Peter Krebs.

Verzierte Schale von Peter Krebs.

 

Der eine oder andere Bonsaifreund ist bei diesem spannenden Thema und den hohen Preisen für gute Schalen dazu übergegangen, sich seine Schalen selbst zu töpfern. Manchmal mit ausgesprochen guten Resultaten! In einigen Fällen ist sogar eine semi-professionelle Tätigkeit mit treuem Kundenkreis aus der anfänglichen Hobbytöpferei geworden.

Hobby pottery

Hobbytöpferei.

 

Andere Bonsailiebhaber können sich so sehr für schöne Bonsaischalen begeistern, dass sich daraus schon eine gesonderte Leidenschaft entwickelt hat. Sie sammeln zum Teil wertvolle antike Schalen oder die Produkte namhafter Töpfer, wobei diese Schalen dann meist in der Vitrine stehen und kaum benutzt werden.

schalenregal bonsai

Schalenregal.

 

Tipps zur Schalenwahl

Wie findet man nun die passende Schale zu einem bestimmten Baum? Hier gibt es einige Faustregeln und Richtlinien, die bei der Auswahl helfen können.

 

Acer palmatum bonsai

Acer palmatum „Seigen“ in einer Schale von Gordon Duffett (UK).

 

Der Baum soll durch seine Schale betont und eingerahmt werden, aber niemals soll die Schale dem Baum die Show stehlen.

Nadelbäume gehören traditionell in unglasierte Bonsai Schalen, ggf. mit speziell bearbeiteten Oberflächen.

Itoigawa juniper bonsai

Itoigawa-Wacholder in einer unglasierten Schale mit einer veredelten Oberfläche von Peter Krebs.

 

Laubbäume erhalten in der Regel dezenten glasierte Schalen, während blühende und fruchtende Bonsai auch kräftiger farbig glasierte Schalen vertragen. Sehr knorrige, urwüchsige Laubbäume können manchmal auch in unglasierten Schalen sehr gut aussehen.

Multitrunk Japanese maple bonsai

Mehrstämmiger Fächerahorn in einer glasierten Schale von Peter Krebs.

 

Die Höhe der Schale sollte sich an der Dicke des Stammansatzes orientieren.

bonsai pottery

Länge der Schale: ca. 2/3 der Baumhöhe (rot), Höhe der Schale: entspricht etwa der Dicke des Stammansatzes (blau). Koreanische Hainbuche in einer Schale von Erwin Grzesinski.

 

Ausnahmen sind natürlich Wald- und Gruppenpflanzungen, die meist in sehr flache Schalen gepflanzt werden. Auch Halbkaskaden und Kaskaden, also hängende Formen, die eine tiefere, schwerere Schale als physisches und optisches Gegengewicht benötigen, sind Ausnahmen dieser Regel.

Pinus sylvestris cascade bonsai

Pinus sylvestris Kaskade von David Benavente in einer Tokoname-Schale.

 

Die Schale sollte in ihrer Formgebung die Formen des Baumes aufnehmen. Ein lieblicher Laubbaum, wie ein frei aufrecht gestalteter japanischer Ahorn mit runden Stammbiegungen und einer lockeren, rundlichen Krone, sieht immer gut in einer ovalen Schale aus, typischer Weise grünlich, bläulich oder dezent beige glasiert.

Japanese maple by Udo Fischer

Fächerahorn von Udo Fischer in einer Schale von Gordon Duffett.

 

Ein maskulin wirkender, streng geformter Nadelbaum mit massigem Stamm kommt in einer eckigen, dunklen, unglasierten Schale meistens am besten zur Geltung.

Shohin Japanese white pine

Shohin-Mädchenkiefer von Marc und Ritta Cooper in einer Tokoname-Schale.

 

Frei aufrechte Bonsai stehen am häufigsten in ovalen und streng aufrechte Bäume in eckigen Schalen.

Formal upright larch bonsai

Streng aufrechte Lärche in einer formalen rechteckigen Schale auf der Noelanders Trophy 2013.

 

Zur Literatenform gehört eine runde, meist recht flache und kleine Schale, die durchaus sehr unregelmäßig sein kann. Manche wertvolle handgefertigte Literatenschale kann so unvollkommen aussehen, dass man denken könnte, sie sei dem Töpfer komplett missraten. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn solche Schalen haben nichts Zufälliges.

Sie unterstreichen die Schönheit der Bescheidenheit, Unregelmäßigkeit und Unvollkommenheit, die sich in einem Literatenbonsai in besonderem Maße verwirklichen lässt.

Bunjin pine in a small round pot

Kiefer in Literatenform in kleiner runder Schale.

 

Kaskadenschalen sind je nach Länge und optischem sowie tatsächlichem Gewicht des hängenden Baumes mehr oder minder tief, im Grundriss meist quadratisch, sechs- oder achteckig oder auch rund.

Shohin cascading pine bonsai

Shohin-Kiefernkaskade in runder Tokoname-Kaskadenschale im Trommelstil.

 

Besenformen stehen meistens in flachen ovalen oder flachen rechteckigen Schalen.

Japanese maple bonsai

Fächerahorn in freier Besenform von Walter Pall in einer ovalen Schale.

 

Windgepeitschte Bonsai sehen in flachen ovalen, eckigen oder auch ungewöhnlich geformten Schalen oder auf Steinplatten gut aus.

Wald-, Gruppen- und Floßformen werden in flache ovale oder rechteckige Schalen oder Steinplatten gesetzt.

Spruce forest on a stone slab

Fichtenwald auf einer Steinplatte.

 

Für alte Hochgebirgs-Yamadori, die oft eine atemberaubende Borke und absolut individuelle Formen aufweisen, haben einige europäische Töpfer wunderschöne raue, rissige Oberflächenstrukturen und sehr eigenwillige Schalenformen entwickelt, da solche Bäume oft in keinerlei Muster oder Schema passen und keiner der bekannten Stilformen wirklich zuzuordnen sind.

Yamadori pine in an individual pot by Erik Krizovensky

Yamadori-Kiefer in einer individuellen Schale von Erik Krizovensky.

 

 

Beachtet man anfangs die oben ausgeführten Regeln möglichst gut, so wird man immerhin keine groben Fehler machen.

Die sichere Auswahl von gut passenden Schalen erfordert Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Sehr hilfreich ist es, sich viele Bildbände von renommierten Ausstellungen (z.B. von der Kokufu-Ausstellung in Japan) anzusehen und dabei auf die Baum-Schale-Kombinationen zu achten. Denkt man darüber nach, mit welcher Intention der Bonsaigestalter die Schale ausgesucht hat und was sie im Zusammenspiel mit dem Baum symbolisiert, so wird man viele nützliche Erkenntnisse gewinnen.

bonsai pots kunio kobayashi

Schalenbuch von Kunio Kobayashi mit schönen Beispielen.

 

Ist man anhand der traditionellen Regeln und des vielfältigen Anschauungsmaterials einigermaßen sicher in der Schalenwahl geworden, spricht nichts dagegen, auch einmal gewagtere und ausgefallenere Kombinationen zu probieren.

Unusual red glazed pot by Peter Krebs

Ungewöhnliche rot glasierte Schale von Peter Krebs.

 

Autor: Heike van Gunst; "Heike van Gunst (aus Hamburg, Deutschland) beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Bonsai, hat vielfältige Kenntnisse in Gestaltung und Pflege verschiedener Arten erworben und eine ausgeprägte Leidenschaft für Bonsaischalen und -Präsentation entwickelt. Das Schreiben und Übersetzen von Artikeln über Bonsai und Übersetzungen von Bonsaibüchern ist ihr Spezialgebiet.".